Die Nilgiris, die blauen Berge, liegen nur wenig nördlich des Äquators. Dementsprechend üppig sprießt dort die Vegetation, und in den dichten Dschungelwäldern gibt es eine vielfältige Flora und Fauna, auch Tiger soll es dort geben, wie man sich erzählt.
Das Berggebiet, das zu großen Teilen unter Naturschutz steht, bietet eine ganz beeindruckende Kulisse. Aus dem undurchdringlich scheinenden Grün der Berghänge stürzen sich unvermittelt Wasserfälle, um ebenso unvermittelt wieder im Unterholz zu verschwinden, ohne, dass man einen Wasserlauf sehen könnte. Die Straßen winden sich abenteuerlich die Berge hinauf, und es braucht angesichts des nachgerade todesverachtenden indischen Fahrstils ein stabiles Nervenkostüm, um die Reisen auch psychisch unbeschadet zu überstehen.
Die etwas altertümlichen, etwas klapprigen und vor allem sehr britischen Hotels zeugen davon, dass die Nilgiris einst auch als Hill-Station den vom Klima geplagten Europäern aus dem Flachland als Erholungsort dienten. Die klare, frische Bergluft und die z.T. recht kühlen Nächte lassen die drückende Hitze der Tiefebene schnell vergessen.
In den Nilgiris liegt zudem die Wiege des indischen Teeanbaus, denn schon früh begann man dort mit der ersten Aufzucht von aus China importierten Samen, und Chinesen halfen mit ihrem Fachwissen beim Anlegen der Pflanzungen. Die klimatischen Verhältnisse ermöglichen eine lange Saison mit einem ausgeprägten First Flush vom Januar bis in den Februar hinein, und in dieser Zeit konnten ganz ausgezeichnete Tees hergestellt werden, die im Markt sehr begehrt waren.
Ab Ende der 60er Jahre exportierte man immer mehr Tee in die Sowjetunion, da sich dort nicht nur die guten, sondern eben auch sehr durchschnittliche Qualitäten verkaufen ließen. Parallel zur abnehmenden Zahlungsfähigkeit der Sowjetunion sank auch das Niveau der Tees, und mit den politischen Umwälzungen in Osteuropa ab Anfang der 90er Jahre sah man sich der unangenehmen Situation gegenüber, dass die hergestellten Qualitäten auf dem Weltmarkt nicht konkurrenzfähig waren.
Südindien hat sich bis heute nicht ganz davon erholen können, und nur wenige löbliche Ausnahmen wie unser Havukal lassen erahnen, welch schöne Tees einst von dort kamen. Aber die stetige Entwicklung macht zuversichtlich, vielleicht bald wieder schöne First Flush in größerer Menge aus den Nilgiris bekommen zu können.
SFTGFOP Havukal
Special Production 24 - erster Frühlingstee
Was für ein betörender Duft, der dem frisch aufgegossenen Tee entsteigt! Intensiv und zugleich leichtfüßig umhüllt einen eine Ahnung von Mürbeteig und Blütendüften, die innehalten und ihr nachspüren lässt und Wonne und Wohlbehagen schenkt. Die Tasse steht dem in nichts nach mit ihrer ausgeglichenen und wärmenden, zugewandten Art, dass es eine Freude ist. Havukal at its best!
SFTGFOP Havukal
Special Production 23 - erster Frühlingstee
Auf den ersten, flüchtigen Blick erweckt das Blatt des Havukal nicht unbedingt die freudige Neugier eines Teeverkosters, doch wie ein Froschkönig, der, erst einmal geküsst, seine inneren Werte in überraschender Weise zur Geltung bringt, ist es hier das Aufgießen, das aus dem wenig attraktiven Entlein eine üppige und vielfältige Schönheit werden lässt, die mit ihrer Anmut und Lieblichkeit die Sinne verwirrt und ein weiterer Beweis für die Weisheit ist, dass
Schein und Sein eben doch grundverschiedene Aspekte sein können.