Wenngleich sich, wie bereits im letzten Beiblatt geschrieben, die Qualitäten im diesjährigen First Flush wieder etwas von ihrer vorteilhafteren Seite zeigten, ist der ganz überwiegende Teil immer noch viel zu leicht und lässt allzu oft Aroma vermissen. Ein Trend, der unter den hiesigen Importeuren einerseits eine gewisse Ratlosigkeit hinterlässt, wie man in Indien auf diese wenig segensreiche Idee kommt und an ihr trotz eindringlichen Zuredens anscheinend auch festhält, andererseits aber auch ernste Besorgnis auslöst.
Darjeeling gerät immer tiefer in einen gefährlichen Abwärtsstrudel aus sich gegenseitig verstärkenden negativen Effekten. Die schlechte Verfügbarkeit hochwertiger Tees lässt das Image Darjeelings als herausragende Anbauregion zunehmend erodieren, was sich sowohl in einer insgesamt abnehmenden Nachfrage wie auch einem bestenfalls stagnierenden Preisniveau manifestiert. Verständlicherweise tun sich vom Importeur bis zum Teetrinker alle schwer, für solche überwiegend eher durchschnittlichen Qualitäten die ambitionierten Preise zu bezahlen, die von den Produzenten aufgerufen werden.
Allerdings sind auch die ohnehin hohen Kosten in Darjeeling erheblich gestiegen und kaum ein Teegarten arbeitet noch kostendeckend; zudem fehlt das Geld für wichtige und dringende Investitionen nicht nur in die Infrastruktur, sondern vor allem in Fachkräfte, die es überhaupt erst möglich machen, hochwertige Tees herstellen zu können. Viele von ihnen sind 2017 während des großen Streiks in Darjeeling, der die Produktion komplett zum Erliegen brachte, abgewandert, ein äußerst schmerzhafter Aderlass.
Andere gut ausgebildete Leute gerade in leitender Position als Garden Manager oder (als für die eigentliche Produktion in der Factory verantwortliche) Teamaker, aber auch in Produktion und Pflückung, sind in den wohlverdienten Ruhestand gegangen und Nachwuchs zu finden und auszubilden ist nicht nur ausgesprochen schwierig, sondern kostet eben auch Geld, das nicht vorhanden ist.
FTGFOP1 Lingia
Invoice 09/23
Es ist dieser warme, weiche und in seiner feenhaften Lieblichkeit entrückende Duft, der solche Tees so gefragt sein lässt, zeugt er doch von noch aus dem 19. Jahrhundert stammenden Teebüschen, wie sie für Lingia charakteristisch sind. Auch die Tasse steht dem in nichts nach mit ihrem jugendlichen, grazilen Charme, der einfach eine große Freude ist.
SFTGFOP1 Steinthal
Invoice 05/23
Eine Invoice, so jung und munter wie ein frühsommerliches, farbenfrohes und bienenumbrummtes Blumenbeet, dabei harmonisch und mit kurzweiliger Vielschichtigkeit – ganz so, wie sie Steinthal, einem der ältesten Gärten Darjeelings, trefflich zu Gesichte steht. Chapeau!
FTGFOP1 Marybong
Invoice 14/23
Marybong hat sich leider etwas rar gemacht in der qualitativen Oberliga; man fragt sich, warum, denn zu punkten weiß der Garten durchaus, wie dieser Tee mit seiner samtenen, runden und ein wenig an Mürbegebäck gemahnenden Tasse eindrucksvoll unter Beweis stellt. Hoffen wir, wieder öfter solche schönen Partien zu sehen!
FTGFOP1 Ambootia
Invoice 08/23
Frohgemut und zugewandt labt die Tasse mit viel Harmonie Geist und Körper, weiß sich zurück zu nehmen, wo es geboten ist und ist dennoch stets zur Stelle, wenn man einen treuen Begleiter durch den Tag sucht. – Ambootia ist seit 1992 bio-zertifiziert und damit einer der Pioniere in Darjeeling.
FTGFOP1 Okayti
Invoice 28/23
Ein First Flush, wie er im Buche steht: eine in hellem Goldgelb strahlende Tasse, in der die ganze Sonne des beginnenden Frühlings eingefangen scheint mit ihrer erfrischenden, die Lebensgeister weckenden Art und einem leicht fruchtigen Anklang und damit prädestiniert, einem beschwingten Frühstück den Weg zu bereiten.